Corona hat uns im Griff.

Es finden momentan keine Treffen, Veranstaltungen, Kinder- und Jugendfreizeiten statt.

Wir sind sehr traurig darüber, aber fiebern auch auf die Zeit nach dem Lockdown zu, um endlich wieder Gemeinschaft erleben zu dürfen.

 

Ein schöner Nachmittag für Shahib und Shila

 

 

Shahib strahlt über das ganze Gesicht und hält stolz seinen Palmstecken, der mit Ostereiern und Schleifen geschmückt ist, in die Höhe. "Hier ist alles gut, auch für meine kleinen Geschwister", sagt der elfjährige Junge, der mit seiner Familie aus Afghanistan geflohen ist. Und dann fragt er: "Wann ist wieder das Fest mit der Feuerwehr?"

Diana zeigt stolz auf den Blumenkranz in ihrem Haar. Das sechs Jahre alte Mädchen steht neben Mama Shila. "Wir kommen aus Bagdad, aus dem Irak. So ein Tag wie heute ist für uns eine sehr schöne Abwechslung", erklärt die 31-Jährige, die mit ihrer Tochter in der Flüchtlingsunterkunft in Bodenstein lebt. Derweil schlummert Baby Jasmin auf Amenehs Arm und bekommt von dem Trubel nichts mit. Im Kirchworbiser Gemeindesaal geht es an diesem Nachmittag fröhlich zu. An den Tischen sitzen junge Mütter mit Kopftüchern, die ihren Kindern zuschauen. Zusammen mit den Kommunionkindern aus dem Dorf und KfD-Frauen aus Worbis basteln die für das Osterfest und löffeln Obstsalat.

Organisiert hat die Runde wieder der Verein "Kinder und ihre Musik". In dessen Mittelpunkt steht, wie der Name sagt, die Musik. Und eben diese, das wissen die Frauen und Männer, verbindet Menschen – unabhängig von Religion, Kultur und sozialer Herkunft. "Wir, das sind viele, das sind die Vereinsmitglieder, ehrenamtliche Helfer aus unserem Chor ‚musica incanta‘, was Musik verzaubert bedeutet, und aus ganz unterschiedlichen Vereinen und Organisationen aus Kirchworbis sowie den umliegenden Ortschaften bis Leinefelde", erklären Christina Jose und Cornelia Schimek.

Die Förderer kümmern sich um die wirtschaftlichen Belange des Chores, widmen sich den Scholaspatzen, der Trommelgruppe "Dancing Hands" und leisten Integrationsarbeit – und zwar ganz praktische.

Die beiden Frauen freuen sich, dass aufgrund der Förderung des Bundesministeriums für Familien verschiedene Musikprojekte mit Flüchtlingskindern sowie Mädchen und Jungen aus schwierigen sozialen Verhältnissen realisiert werden können. Mit wie viel Herz und Leidenschaft alle bei der Sache sind, merkt man auch an diesem Nachmittag. Und nicht von ungefähr kommt es, dass dem Verein 2014 für das Integrationsprojekt "Starke Kinder durch Musik" der Demokratiepreis Nordthüringen verliehen wurde. Im Jahr darauf gab es die Nominierung für den Deutschen Engagementspreis.

An Initiative und Ideen mangelt es nicht. Da gibt es zum Beispiel einen kreativen Nähkurs, bei dem Eichsfelderinnen mit afghanischen Müttern zu Nadel und Schere greifen, während ihre Krabbelkinder erste musikalische Erlebnisse genießen.

Und während die Kirchworbiser Feuerwehr alle zum Sommerfest einlädt, setzt der Heimatverein auf gemeinsames Kochen. Es werden auch Martinslaternen zusammen gefertigt, oder man tauscht sich im Begegnungscafè in der Wipperstadt aus.

"Im Mittelpunkt unserer vielfältigen musikalischen Projekte steht der ‚kleine‘ Friede, der immer auch die Basis für den ‚großen‘ ist", meint Christina Jose. Mit ihrer Arbeit haben sie und ihre Mitstreiter bislang gute Erfahrungen gemacht.

Während die Projektleiterin erzählt, greifen die ersten Frauen bereits zum Besen und räumen im Gemeindesaal auf. Der Nachmittag neigt sich dem Ende zu. Die Kinder betrachten noch einmal ihr Sonnensegel, das sie gestaltet haben. Auf diesem sind viele kleine und große Handabdrücke zu sehen, und darunter stehen die Namen in deutscher und arabischer Schrift.

Sigrid Aschoff / 08.04.17
Z0R0122801662

Der Kirchworbiser Verein "Kinder und ihre Musik" setzt auf Integration. Die Musik und gemeinsame Aktionen mit anderen Gruppen sind wichtige Bausteine.Bei einem Begegnungsnachmittag bastelten Kommunion- und Flüchtlingskinder Palmstecken.

Foto: Eckhard Jüngel

Kirchworbiser Trommelgruppe hat Spaß am gemeinsamen Rhythmus

17.04.2015 - 18:30 Uhr

Kirchworbis (Eichsfeld). Wie Peitschenhiebe hallt es durch den Proberaum, wenn die Trommelstöcke auf das Parkett treffen. Thomas Dölle gibt den Takt an. Den Trommelkampf haben Dancing Hands neu im Programm.

Die Trommelgruppe "Dancing Hands" aus Kirchworbis ist zu einem eingeschworenen Team geworden und hat Spaß am gemeinsamen Rhythmus. Foto: Gregor Mühlhaus

"Wir fahren hoch, sind aufgewühlt, kämpfen uns frei von allen Sorgen und kommen zum Schluss wieder zur inneren Ruhe", beschreibt der musikalische Leiter der Trommelgruppe den Inhalt des neuen Musikstücks. Entstanden ist das Kirchworbiser Trommelensemble per Zufall. Thomas war im Chor "incanta" in Kirchworbis für die Percussions zuständig und wollte sich vor sieben Jahren mit Julia Frölke lediglich eine "Ein- Mann-Verstärkung" holen.

Da fragte die Schülerin ob sie ein paar Freunde mitbringen könne. So entstand "Dancing Hands". Seitdem tritt die 15-köpfige Gruppe bei unterschiedlichsten Veranstaltungen auf. Und nicht nur im Eichsfeld. "Wir bekommen immer wieder Nachfragen, oft von kirchlichen Institutionen, und kommen gern", meint Thomas und erzählt, dass sämtliche Einnahmen an soziale Zwecke gehen.

Zur Probe kommen die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen auch gern. Da wird dann an den Stücken und Rhythmen gefeilt und gewerkelt bis es klappt, jedoch ohne Lerndruck. "Elefanten-Maus-Takt", "Baby-Takt", "Kurventakt" und "Caxixi-Takt" nennen sich die gruppeninternen Rhythmen. Selbst im "Wischmop-Takt" musizieren die Eichsfelder Trommler.

"Trommelmusik ist immer Lebensrhythmus. Viele Menschen haben ihren Lebensrhythmus verlernt und hetzen engstirnig durch den Alltag", blickt Thomas auf das Ensemble. Als "Ausgleich zum Stress in der Schule" sieht Lea einen Grund, warum sie mitmacht und sagt: "Hier kann man sich abreagieren. Außerdem haben wir eine lustige offene Atmosphäre."

Marie mag überdies Thomas lockere Sprüche und seine Lebensweisheiten, die er weitergibt. "Trommeln macht süchtig. Wenn wir mal eine mehrwöchige Pause haben, kribbeln die Finger schon wieder", ist Marie sicher. Unvergesslich bleibt der Auftritt mit dem Chor "Karibu" in Niederorschel. "Da ist mir der Schlagstock beim letzten Takt abgebrochen und in hohem Bogen durch die Luft geflogen", schmunzelt Thomas.

Gregor Mühlhaus / 17.04.15 / TA

Z0R0008239993